Menschenstadt,

Patrick Feldmann 2016


Gerechtigkeit ist das Maß menschlicher Gemeinschaft. Wo keine Gerechtigkeit herrscht, ergibt Gemeinschaft keinen Sinn, denn Kraft und Macht wird destruktiv zur Gewalt, es herrschen Missbrauch und Vergewaltigung des Menschen. Rechtlosigkeit mündet in Ohnmacht. Allein das Recht vermag Macht positiv zu potenzieren.

In der Architektur wird das Soziale zur Proportion und zur Formalität des Raumes.

Die Stadt der Gerechtigkeit ist eine Stadt, die den Menschen menschlicher macht, weil sie ihm sein Recht gibt und ihn in Proportion zum Ganzen stellt. Dies ist auch im Eigentlichen das Ziel jeder gültigen Religion.

Die Frage nach der architektonischen Proportion ist letzthin eine metaphysische Frage. Jede Ideologie ist hier nur Zerrbild, denn sie will Wahrheit schaffen, indem sie die Realität der Idee angleicht. Jede Idee ist perse Fragment. Ideologie taugt nicht zum Erfassen der Wirklichkeit, sondern sie schafft Zerrbilder und Beschädigungen des Wirklichen.

Wenn ich behaupte, dass Architektur eine metaphysische Frage ist, dann kann man sie auch schlicht als Frage bezeichnen.

Architektur ist nicht zuvorderst Antwort- wie allgemein angenommen-, sondern sie ist zuvorderst Frage. Sie ist Frage nach dem Wesen der Welt und Frage nach dem Wesen des Menschen. Und in dem Maße, in dem sie nach dem Wesen des Menschen fragt, fragt sie nach dem Wesen von Gemeinschaft.


Die Antworten mögen vielfältig sein. Aber aller Antworten Maßstab ist Gerechtigkeit als sozialen und Proportion als gestalterischen Metrums.


                   
Das Recht als Proportion der Macht 


Gerechtigkeit


Herrschaft
Macht




Rechtlosigkeit
Gewalt

                      
                                          
Die einzige Rechtfertigung für ein Zusammenleben von Menschen kann nur eine positive sein. Es ist Gerechtigkeit und es ist die daraus resultierende Freiheit. Allein das Recht verhindert, dass gestalterische Macht zu destruktiver Gewalt entartet.

Die rein negative Bestimmung von Gemeinschaft (als Schutz) meint oft ohne Gerechtigkeit auskommen zu können. Das ist der Grund, warum eine negative Bestimmung von Gesellschaft Macht nicht mehr von Gewalt und Willkür trennen kann. *


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